baby led weaning
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Beikoststart mit Baby Led Weaning

– Dieser Beitrag ist nur das Ergebnis meiner Recherche und Erfahrung. Bei Fragen und Unsicherheiten wendet euch bitte an Fachpersonal. 
Außerdem: Werbung ohne Auftrag – 

Bald haben wir das erste Jahr Beikost geschafft. Aus diesem Grund möchte ich das Thema baby led weaning (BLW) noch mal erläutern und mit unserer eigenen Erfahrung ergänzen. Und ja, das Wort Beikost trifft es auch nach 12 Monaten Vergnügen mit Fingerfood immer noch ganz gut bei Mausi.

Was ist baby led weaning?

Dem Begriff baby led weaning seid ihr bestimmt schon häufiger begegnet. Übersetzt bedeutet er soviel wie Baby geführtes Abstillen. Kurz gefasst heißt das einfach nur, dass das Baby nicht gefüttert wird, sondern sich stattdessen selbst am Familientisch bedienen darf. Das Baby gibt sozusagen die Führung vor, in welchen Zeitrahmen es abgestillt wird. Spoiler: Üblicherweise, wenn das Stillen gar nicht reguliert wird, passiert das nicht in den ersten 2 Jahren, tendenziell sogar deutlich später.

Empfehlungen zur Einführung von Beikost nach der WHO

Auch, wenn es immer wieder propagiert wird, (gibt es eigentlich eine Babygläschen-Lobby?) sollte in der Regel nicht vor dem Alter von etwa 6 Monaten mit Beikost begonnen werden. Das ist die offizielle Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Individuell ist allerdings auf die Reifezeichen zu achten. Da es Beikost heißt und nicht Anstattkost, ersetzt diese im ersten Lebensjahr die Milch noch nicht vollständig. Laut WHO sollten 6 Monate voll und mindestens 2 Jahre ergänzend zur Beikost gestillt werden. Die Darmreife des Babys ist erst etwa ab einem Alter von 180 Tagen dazu in der Lage, etwas anderes als Muttermilch bzw. PreMilch zu verdauen. Ein zu frühes Zufüttern kann zum Beispiel Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Verdauungsprobleme zur Folge haben. 

Reifezeichen

Wenn euer Nachwuchs etwa 6 Monate alt ist, könnt ihr anfangen nach den folgenden Reifezeichen Ausschau zu halten:

Der Zungenstoßreflex verhindert, dass Dinge in den Mund des Babys wandern, die dort nicht hingehören. Also erstmal alles außer Milch. Wenn das Essen mit der Zunge wieder rausgedrückt wird, dann ist noch nicht der Zeitpunkt für Beikost gekommen.

Dieses Reifezeichen ist sicherlich gut nachvollziehbar. Haben die Kleinen noch kein Interesse am Essen, wird das Essen ein unmögliches Unterfangen. Also abwarten, bis sie euch das Essen von der Gabel schauen, direkt zugreifen oder anfangen zu kauen, sobald sie Essen sehen.

Außerdem sollte das Baby motorisch schon soweit sein, dass es sich selbst Dinge in den Mund stecken kann. Insbesondere beim BLW ist das auch sonst nicht anders möglich.

Wenn die Kleinen noch nicht frei Sitzen können, ist auch noch nicht der richtige Zeitpunkt zum Essen gekommen. Das lässt sich ja auch ganz gut nachvollziehen, wer isst schon gerne auf dem Rücken liegend… Auch halb aufgerichtet in der Babyschale birgt Essen ein großes Risiko des Verschluckens. Essen kann schlecht aus dem Mund befördert werden und wenn die Füße keinen Halt haben, lässt sich auch nicht effektiv Abhusten. Der Nachwuchs sollte also beim Essen im Hochstuhl sitzen können und eine Möglichkeit haben, die Füße abzusetzen. Dieses Reifezeichen wird vermutlich als letztes erreicht werden. Sollten die restlichen Reifezeichen erfüllt sein, denke ich, ist es auch okay, auf eurem Schoß zu essen. So wird die Rumpfmuskulatur durch euch unterstützt.

Reifezeichen erfüllt? Los gehts!

Beim BLW gibt es keinen Plan, wie beim klassischen Breifüttern. Das war für uns auch ein wichtiger Aspekt, der BLW so sympathisch macht. Ich finde es irgendwie komisch, dass eine strikte Reihenfolge der Gemüseeinführung in der Evolution wichtig gewesen sein soll. Zumal diese Empfehlungen in allen Ländern unterschiedlich aussehen. Manche starten mit Obst, andere mit Gemüse, wieder andere mit Reis. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es Sinn macht, nicht mit einer Mahlzeit aus 25 Zutaten + Gewürzen zu starten; das würde möglicherweise den Geschmackssinn überfordern…und falls doch eine Unverträglichkeit bestehen sollte, wird es eher schwer, die Ursache zu finden. 

Eigentlich könnt ihr mit den Lebensmitteln starten, die gerade verfügbar sind. Voraussetzung ist natürlich, dass es bei euch sowieso einigermaßen gesund und frisch gekocht wird. Einige Lebensmittel, die vermieden werden sollten, findet ihr weiter unten. Das sind allerdings nicht allzu viele.

Auch zu welcher Tageszeit ihr loslegt, ist nicht wirklich relevant. Wenn ihr streng das BLW-Konzept verfolgen möchtet, wird empfohlen, 30-60 Minuten vor der Mahlzeit zu stillen bzw. das Fläschchen zu geben, damit der Hunger nicht zu groß ist und die Lebensmittel in Ruhe erforscht werden können. Ebenfalls sollte, um die Verdauung zu unterstützen, in dem gleichen Zeitabstand nach der Mahlzeit wieder Milch getrunken werden. Ich finde die Empfehlung im Alltag nicht ganz einfach umzusetzen und würde einfach dabei bleiben, nach Bedarf zu stillen.

Gefährliche Nahrungsmittel

Vermieden werden sollten Nahrungsmittel, die ein hohes Infektionsrisiko oder ein erhöhtes Erstickungsrisiko birgen.

Ein hohes Infektionsrisiko bringen einige unverarbeitete Lebensmittel mit sich: Honig oder auch Ahornsirup sollte im ersten Lebensjahr nicht gegessen werden. Diese können mit einem Bakterium belastet sein, dass zum s.g. Säuglingsbotulismus führen kann. Das ist zwar sehr selten, aber auch sehr gefährlich.  Ein sicheres Vernichten des Keims ist nur bei einer Erhitzung des Lebensmittels unter Überdruck auf über 100 Grad Celsius möglich. Also ist auch unter normalen Bedingungen verbackener Honig z.B. nicht sicher.

Ebenfalls sollten einige Lebensmittel im ersten Lebensjahr vermieden werden, die bereits in der Schwangerschaft tabu waren: Rohmilchprodukte, rohes Fleisch, roher Fisch, rohe Eier.

Ein erhöhtes Erstickungsrisiko geht von den Lebensmitteln aus, die aufgrund ihrer Form die Luftröhre abdichten könnten. Die Luftröhre hat bei Babys etwa einen Durchmesser von 8 mm. Kritisch sind somit Nüsse, Weintrauben, Heidelbeeren,… Ganze Nüsse werden häufig erst ab dem 3., meist sogar erst ab dem 5. Lebensjahr empfohlen. Sollten Beeren gegeben werden, können sie einfach halbiert oder geviertelt werden. Hier solltet ihr allerdings drauf achten, dass sie dadurch auch wirklich einen geringeren Durchmesser bekommen.

Ein bisschen aufpassen sollte man ansonsten bei Salz, Milchprodukten und Eiern. Milchprodukte und Eier belasten auf Grund des hohen Eiweißgehaltes die kleinen Nieren. Deswegen sollte auch hier etwas auf die Menge geachtet werden. Babys im ersten Jahr sollten nicht mehr als 1g Salz pro Tag, Milch inkl. Milchprodukte etwa 300ml pro Tag und ein Ei pro Woche zu sich nehmen. Eine Möglichkeit dies am Familientisch zu realisieren wäre zum Beispiel, das Essen erst auf dem Teller zu salzen und dem Nachwuchs vorher etwas zur Seite zu legen. 

Und was ist mit Wasser?

Solange noch keine ganzen Mahlzeiten ersetzt sind und weiterhin nach Bedarf gestillt bzw. Premilch gegeben wird, müssen keine weiteren Flüssigkeiten gereicht werden. Zum Gewöhnen kann am Familientisch aber ein kleines Schnapsglas mit Wasser angeboten werden. Solange die Babys noch sehr jung sind und nicht viel feste Nahrung essen, sollte nicht zu viel Wasser gegeben werden. Tatsächlich gibt es etwas namens Wasservergiftung. Hier werden die Elektrolyte im Körper zu stark verwässert. Ist sicherlich selten und relevanter bei der Zubereitung von Säuglingsmilch, aber vielleicht behaltet ihr es mal im Hinterkopf.

Bekommt der Nachwuchs denn genug Eisen?

Da bei BLW die (Pre- oder Mutter-) Milch noch viele Monate (oder Jahre….) an erster Stelle steht, muss man sich über Nährstoffmangel eigentlich keine Sorgen machen. Aber ja, da ist das Wort eigentlich. Die Nährstoffe die da fehlen sind einerseits Vitamin D, aber der Bedarf ist sowieso nicht über Ernährung zu decken, ob mit oder ohne BLW, deswegen gehen wir hier nicht weiter drauf ein (wenn ihr hier etwas mehr wissen möchtet, schaut euch doch mal meinen Beitrag dazu an). Andererseits hört man immer wieder, dass sich der Eisenspeicher der Kinder ab dem 6. Monat entleert oder sogar schon leer ist und das Baby ab diesem Zeitpunkt unbedingt irgendwie Eisen zu sich nehmen muss. Das lässt sich im Einzelfall natürlich schwer sagen. Das hängt von vielen Faktoren ab: Zeitpunkt des Abnabelns, Frühgeburtlichkeit, Eisenmangel der Mutter etc. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Eisenspeicher allerdings eher später leer werden, Richtung des ersten Geburtstags. Eindeutige Unterschiede gibt es jedoch auch nicht zu den Breikindern. Symptome eines Eisenmangels sind zum Beispiel Blässe, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. 100%ige Gewissheit gibt es allerdings nur über eine Blutabnahme. Aber das möchte man dem Nachwuchs natürlich nicht ohne akuten Verdacht zumuten. Auf eine eisenreiche Kost zu achten schadet auf jeden Fall nicht. Gesteigert werden kann die Eisenaufnahme durch die gleichzeitige Gabe von Vitamin C. Häufig wird erwähnt, dass Eisen nicht zusammen mit Milchprodukten eingenommen werden sollte, da dies die Aufnahme verringert. Die Studienlage ist hier jedoch nicht eindeutig.

Im Rahmen meiner Recherche habe ich sogar auch gelesen, dass ein leerer Eisenspeicher (ohne Symptome!) vielleicht gar nicht so dramatisch ist, wie vermutet wird. Ob daraus Probleme resultieren, hängt noch von weiteren Faktoren ab. Zudem könnte es sein, dass die definierten Grenzwerte mal überarbeitet werden müssten. Das ist sicherlich ein einiges spannendes Thema, das hier den Rahmen sprengt. Also, der letzte Absatz ist nur als Exkurs zu sehen, nachgeprüft habe ich es nicht.

Darf man denn nun gar nicht füttern?

BLW ist als eine Alternative zum Brei füttern zu sehen. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, jede Familie muss hier ihren Weg finden. Die Vorteile vom BLW sind darin zu sehen, dass der Nachwuchs in seinem eigenen Tempo Erfahrungen mit dem Essen sammeln kann. Auch vorher hat er nach Bedarf Milch erhalten, dieses Prinzip wird hier fortgesetzt. Das eigene Tempo kann hier aber auch als Nachteil gesehen werden, der vielleicht nicht in jede Familie passt. Das klassische Füttern von Brei nach Plan führt zu einem sehr schnellen Abstillen, da nach und nach Milchmahlzeiten ersetzt werden. Das Baby nimmt üblicherweise durch das Füttern von fester Nahrung (damit ist hier alles außer Milch gemeint, also auch Brei) deutlich mehr zu sich, als wenn es selbst zugreifen würde. 

Die Vorteile von BLW, Schulung der Hand-Augen-Koordination, Sensorik usw. gibt es beim Füttern natürlich nicht. Das eine ist aktive Arbeit für den Nachwuchs, das andere ist nur passiv.

Natürlich ist auch eine Mischung der beiden Konzepte möglich. Hauptsache ist, dass ihr auf den Nachwuchs hört und nicht versucht die Kleinen vom Essen zu überzeugen oder einen Plan durchzuziehen. Es sollten keine Tricks oder Ablenkung genutzt werden, um doch noch einen Löffel rein zu bekommen. Es braucht kein Löffelchen für Oma, kein Flugzeug oder sonstiges.


Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Den aktuellen Empfehlungen zufolge sollten präventiv keine allergenen Lebensmittel gemieden werden. Ist bereits eine Allergie oder Unverträglichkeit bekannt, ist das natürlich was anderes! Auch wenn bei den Eltern Allergien bekannt sind, sollten diese Lebensmittel am besten unter dem Schutz der Muttermilch eingeführt werden. Aber, sprecht hier bitte vorher mit Fachpersonal.

Fazit aus 12 Monaten Beikost

Allgemein würde ich wieder diesen Weg für uns wählen. Es hat sich für uns immer richtig angefühlt und hat uns einiges an Nerven erspart. Außerdem ist es schön, dass beide Elternteile das eigene Essen halbwegs warm essen können, ohne nebenbei füttern zu müssen. Bei den ersten Essversuchen war ich ziemlich angespannt, weil ich Angst hatte, dass Mausi sich verschlucken könnte. Ein erster Hilfekurs für Babys hat hier geholfen.

Der Putzaufwand war vermutlich etwas höher, als beim Breifüttern. Aber das kann ich nur vermuten. Gibt es einen Familienhund, ist es wahrscheinlich nicht ganz so viel Arbeit. 

Zwischenzeitlich habe ich mir immer mal Gedanken gemacht, da die gegessenen Portionen für mein Gefühl immer sehr klein waren und auch jetzt, wo langsam etwas mehr gegessen wird, eine drittel Banane noch viel ist. Zu dem Thema habe ich mir kürzlich das Buch Mein Kind will nicht essen von der La Leche Liga durchgelesen. Und das hätte ich viel früher machen sollen! Wer sich näher mit dem Thema Ernährung von Kleinkindern (egal ob Brei oder BLW) befassen möchte, kann ich es nur wärmstens empfehlen. Unterhaltsam geschrieben, aber auch total informativ und hilfreich, um Portionsgrößen einschätzen zu können. Der Nachwuchs weiß was er braucht.

Welchen Beikostweg habt ihr gewählt und würdet ihr es noch mal so machen? 

2 Kommentare

  • Stephie

    Liebe Carina,

    danke für deinen Beitrag! Unsere Kleine ist zwar erst vier Monate alt, beobachtet uns aber schon ganz gespannt beim Essen, sodass wir den Beikost-Start kaum erwarten können. Dein Beitrag einfach und kompakt zusammen gefasst, perfekt zum Nachlesen, wenn es bei uns los gehen kann!

    Ich finde das BLW super spannend, die Kleinen können Essen selbst entdecken und haben hoffentlich auch Spaß dabei. Außerdem scheint es nicht so zeitaufwändig, der Kleinen was von Fanilienessen ungewürzt auf einen Teller zu geben, als selbst nebenbei noch Brei zu kochen.

    Liebe Grüße

    • Carina

      Hey Stephie,

      das freut mich, vielen Dank für dein Feedback! 🙂
      Wir konnten es auch kaum erwarten – kaum zu glauben, dass das nun schon fast 1 Jahr her ist.
      Viel Spaß euch, wenn es dann soweit ist!

      Viele Grüße,
      Carina

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